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Stuhlanalysen in der Praxis

Die Integration der Stuhlanalyse in die medizinische Praxis bietet ein umfassendes diagnostisches Instrument für die ganzheitliche Gesundheit.
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In der täglichen Praxis begegnen wir häufig Patient:innen und Klient:innen mit vielfältigen Beschwerden, die nicht immer direkt auf eine Funktionsstörung des Darmes zurückzuführen sind. Stuhlanalysen können hier eine wichtige Rolle spielen, um die zugrunde liegenden Ursachen von Gesundheitsproblemen im Darm zu finden, besser zu verstehen und gezielt behandeln zu können. 

Neben typischen Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall können auch systemische Erkrankungen wie wiederkehrende Infektionen, Allergien, Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Erschöpfungssyndrome, psychische Beschwerden oder Fibromyalgie eine Verbindung zum Darm aufweisen.

Ein tieferer Blick auf die Darmgesundheit

Traditionell wird bei Stuhlanalysen oft die Suche nach pathogenen Keimen oder verstecktem Blut im Stuhl (Hämoccult) beschränkt. Bei Verdacht auf eine Colitis wird beispielsweise Calprotectin im Stuhl gemessen. Doch um das volle diagnostische Potenzial auszuschöpfen, sollte die Analyse des Mikrobioms und der Verdauungsfunktion umfassender gestaltet werden. Das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm, spielt eine zentrale Rolle nicht nur bei der Verdauung, sondern auch im Immunsystem und bei der Regulation von Entzündungsprozessen.

1. Florastatus und Verdauungsrückstände: Die Analyse des Florastatus und der Verdauungsrückstände im Stuhl gibt Aufschluss darüber, wie die Nahrung im Darm verwertet wird und wie die Zusammensetzung des Mikrobioms aussieht. Diese Parameter sind entscheidend, um die Verwertbarkeit der Makronährstoffe und das Ernährungsverhalten zu beurteilen. Ein Ungleichgewicht in der Darmflora kann auf Probleme hinweisen, die sowohl lokale als auch systemische Auswirkungen haben können.

2. Entzündungsmarker: Bei Patient:innen und Klient:innen mit unspezifischen Beschwerden oder chronischen Erkrankungen ist es essentiell, mögliche Entzündungsprozesse im Darm zu identifizieren. Parameter wie Alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin, Zonulin und sekretorisches IgA sind hierbei von großer Bedeutung. Sie liefern Hinweise auf entzündliche Prozesse und sollten daher in eine umfassende Stuhlanalyse einbezogen werden.

3. Ergänzende Atemtests: Um ein vollständiges Bild des Gesundheitszustands zu erhalten, können Atemtests zum Ausschluss einer SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) und einer IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth) sowie zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wertvolle Ergänzungen zur Stuhlanalyse sein. Diese Tests ermöglichen es, spezifische Störungen im Darmbereich zu identifizieren und gezielt zu behandeln.

Erfahrungen und Tipps aus der Praxis

Unsicherheiten überwinden

Der Einsatz von Stuhlanalysen im Praxisalltag kann – gerade zu Beginn – Unsicherheiten mit sich bringen. Die Interpretation der Ergebnisse und die Auswahl geeigneter Therapien erfordern Übung und Erfahrung. Kontinuierliche Weiterbildung und der Austausch mit Kolleg:innen helfen, Sicherheit im Umgang mit diesen diagnostischen Instrumenten zu gewinnen. Es lohnt sich in jedem Fall, dran zu bleiben!

Die Wahl des richtigen Labors 

Die Auswahl des Labors spielt eine zentrale Rolle für die Qualität der Stuhlanalyse. Labore wie Ganzimmun und Biovis haben sich bewährt und halten mein Vertrauen inne. Natürlich ist es immer ratsam, sich regelmäßig über neue Anbieter und Fortschritte in der Mikrobiomforschung zu informieren, da dieser Bereich sich schnell weiterentwickelt und neue Erkenntnisse immer wieder die Methoden verbessern.

Profitieren von der Kombination diagnostischer Methoden 

Die Stuhlanalyse sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenderen diagnostischen Konzepts. Die Kombination mit Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder der funktionellen Myodiagnostik kann wertvolle zusätzliche Erkenntnisse liefern und die individuelle Situation der Patient:innen und Klient:innen umfassender abbilden.

Regelmäßige Kontrolle bei chronischen Erkrankungen

Bei chronischen Erkrankungen oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme ist eine fortlaufende Überwachung des Mikrobioms empfehlenswert. Insbesondere das Ausschließen eines Leaky Gut Syndroms und die Überwachung der Schutzflora sind hier von Bedeutung, um gezielte therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. Doch hier gilt, Stuhlanalysen nicht zu häufig durchzuführen, denn die Anpassung und Veränderung unseres Mikrobioms dauert seine Zeit, und folglich werden sich die Ergebnisse von Stuhlanalysen auch nur mit der Zeit verändern. Unter bestimmten Umständen sollten zwischen zwei Stuhlanalysen einige Monate bis zu einem halben Jahr liegen.

Die Stuhlanalyse stellt ein diagnostisches Instrument dar, das tieferliegende Ursachen von Beschwerden aufdecken und so eine gezielte Therapie ermöglichen kann. Durch die Kombination mit anderen diagnostischen Methoden und eine kontinuierliche Überprüfung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse lässt sich die Gesundheit der Patient:innen und Klient:innen umfassend unterstützen. Eine regelmäßige Auseinandersetzung mit den Ergebnissen und deren therapeutischen Konsequenzen wird es ermöglichen, dieses Verfahren sicher und effektiv in der Praxis anzuwenden.

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