Die Phasen der Stressreaktion nach Selye und ihre Auswirkungen
Das Stressmodell von Hans Selye beschreibt, wie der Körper auf Stress in drei Phasen reagiert: Alarmreaktion, Widerstand und Erschöpfung. Diese Phasen sind nicht nur theoretische Konzepte, sondern haben direkte Auswirkungen auf unsere körperliche und psychische Gesundheit.
1. Alarmreaktion
In der ersten Phase, der Alarmreaktion, bereitet sich der Körper auf eine Flucht- oder Kampfreaktion vor. Dies ist eine physiologische Antwort auf akuten Stress, bei der Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Diese Reaktion ist in vielen Fällen hilfreich, da sie uns kurzfristig leistungsfähiger macht. Doch was passiert, wenn der Stress anhält?
2. Widerstandsphase
Wenn der Stress anhält und keine ausreichende Erholung erfolgt, tritt der Körper in die Widerstandsphase ein. In dieser Phase versucht der Körper, den erhöhten Anforderungen standzuhalten, indem er weiterhin Stresshormone produziert. Dies kann zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, die oft subtiler sind als die Reaktionen in der Alarmphase, aber langfristig ebenso schädlich sind. Typische Symptome sind Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit und Verdauungsprobleme wie das Reizdarmsyndrom.
3. Erschöpfungsphase
Wird der Stress über einen längeren Zeitraum nicht bewältigt, kommt es zur Erschöpfungsphase. In dieser Phase sind die Energiereserven des Körpers erschöpft, was zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, wie dem psychischen Burnout, chronischen Schmerzen und einer geschwächten Immunabwehr führen kann. Besonders kritisch ist die Erschöpfungsphase für die Darmgesundheit, da eine geschwächte Immunabwehr die Anfälligkeit für gastrointestinale Infektionen und chronische Darmerkrankungen erhöht.
Ernährung bei Stress
Stress kann nicht nur das psychische und physische Wohlbefinden belasten, sondern auch einen erheblichen Einfluss auf den Nährstoffhaushalt im Körper haben. In stressigen Momenten greifen viele von uns zu süßer und fettreicher Nahrung – ein Verhaltensmuster, das langfristig zu einem Nährstoffmangel führen kann. Im Bewusst Gesund – Beitrag „Stress – der unterschätzte Nährstoffräuber“ im ORF beleuchte ich, wie Stress unsere Essgewohnheiten beeinflusst und wie wir mit einer ausgewogenen Ernährung den negativen Auswirkungen von Stress, wie der mangelnden Nährstoffversorgung, effektiv entgegenwirken können.
Quelle: Bewusst Gesund auf ORF
Der Einfluss von Stress auf die Darm-Hirn-Achse
Stress hat nicht nur direkte körperliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch unser Ernährungsverhalten und die Darmflora. Ist das eigene Leben von Stress dominiert, neigen viele Patient:innen und Klient:innen dazu, weniger gesunde Lebensmittel zu konsumieren oder gänzlich Mahlzeiten auszulassen, was die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen kann. Diese Dysbiose kann wiederum die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin stören, die für unsere Stimmung und unser Wohlbefinden wichtig sind.
Leaky Gut
Chronischer Stress kann auch die Darmpermeabilität negativ beeinflussen, wodurch neben anderen Faktoren ein “Löchriger Darm” oder „Leaky Gut“ entstehen kann. Dies bedeutet, dass die Darmschleimhaut durchlässiger wird und unerwünschte Substanzen in den Blutkreislauf gelangen können. Diese Substanzen können systemische Entzündungen auslösen, die wiederum das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen.
Beeinträchtigte Darmmotilität
Stress kann die Bewegung des Darms verlangsamen oder beschleunigen, was zu Symptomen wie Verstopfung oder Durchfall führen kann. Diese Symptome sind besonders häufig bei Patient:innen oder Klient:innen mit Reizdarm zu beobachten, die oft eine erhöhte Sensibilität gegenüber Stress haben.
Behandlungsmöglichkeiten für stressbedingte Darmprobleme
1. Mind-Body-Techniken
Verschiedene Achtsamkeitsübungen und kognitive Verhaltenstherapie sind effektive Methoden zur Stressbewältigung, unabhängig von deren Ursprung. Diese Techniken helfen nicht nur, die emotionale Resilienz zu stärken, sondern können auch die körperlichen Symptome lindern, die durch Stress verursacht werden. Häufig sind diese positiven Effekte erst mit der Zeit zu erwarten, halten dann jedoch auch langfristig an.
2. Ernährungsinterventionen
Die individuell passende Ernährung kann die negativen Auswirkungen von Stress auf die Darmgesundheit mildern. Insbesondere entzündungsfördernde und blähende Lebensmittel sollten vermieden werden, um den Darm zu beruhigen. Auch der Einsatz von Probiotika kann das Gleichgewicht der Darmflora wiederherstellen und die Darmbarriere stärken.
3. Nahrungsergänzungsmittel und pharmakologische Ansätze
Um ein Gleichgewicht der Darm-Hirn-Achse wiederherzustellen, werden neben der passenden Ernährung gezielt Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. In einigen Fällen kann vorübergehend der Einsatz von Medikamenten notwendig sein, um sowohl die psychischen als auch die physischen Symptome von stressbedingten Darmproblemen zu behandeln.
Stress hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Darm-Hirn-Achse und kann sowohl körperliche als auch psychische Beschwerden verursachen. Ein umfassendes Verständnis dieser Zusammenhänge und ein ganzheitlicher Behandlungsansatz sind entscheidend, um unseren Patient:innen und Klient:innen effektiv zu helfen. Durch gezielte therapeutische Maßnahmen und eine gesunde Lebensweise können wir die negativen Auswirkungen von Stress minimieren und die Gesundheit unserer Patient:innen und Klient:innen, und natürlich von uns selbst nachhaltig fördern.
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